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Wie die Dinge wirklich sind.

Ich komme gerade aus einem Zen-Sesshin zurück, an dem ich von Freitagabend bis heute Morgen war. Ein Sesshin ist eine längere Periode konzentrierter Zen-Meditation, während derer man Zazen praktiziert und je nach Ausprägung Khinin, die Gehmeditation. Damit man ganz bei sich ist und sich selbst begegnen kann, spricht man nicht miteinander, sieht sich nicht an und berührt sich nicht. Und das teilweise über mehrere Tage.

Immer und immer wieder

Tönt anstrengend? Ist es auch – für Kopf und Körper. Aber es war enorm lehrreich und eine gute Übung für den Alltag, wenn wieder einmal Gedanken und Vorstellungen über mich einbrechen und ich nicht weiss, wo mir der Kopf steht. Das passiert ja meistens von alleine, ohne dass ich sie kontrollieren kann. Und genau darum geht es: Gedanken, die kommen, wieder weiterziehen zu lassen. Ohne sie zu halten oder sogar zu unterhalten. Und das immer und immer wieder.

Übung macht noch keinen Meister

Kaum zu Hause hatte ich schon eine Übungsmöglichkeit dafür. Eigentlich hätte ich heute gerne etwas mit meinem Sohn gemacht und habe mich sehr darauf gefreut. Ich habe mir bereits ausgemalt, was wir unternehmen könnten. Ins Schwimmbad zum Beispiel oder in einen Park spielen gehen. Aber leider hatte er bereits einen Bade-Termin und so fielen meine Vorstellungen ins Wasser.

Nun hätte ich natürlich rumsitzen können, Trübsal blasen und in Selbstmitleid baden. Mich fragen, ob ich nicht wichtig genug bin oder er mich nicht sehen will. Ich hätte mich richtig in diesen Gedanken suhlen können. Stattdessen habe ich mich aber dafür entschieden, es einfach so zu sehen, wie es ist. Er war im Schimmbi und hatte einen wunderbaren Nachmittag im Wasser, mit tollen Menschen und viel Spass dabei.

Die Dinge so sehen, wie sie sind

Genau dafür übe ich mich in Zazen. Immer und immer wieder. Um die Dinge so zu sehen, wie sie sind und nicht so, wie ich denke, dass sie sind. Und jetzt gerade sehe ich meinen Sohn, wie er vergnügt im Wasser rumspringt. Und freue mich für ihn.