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Mach mal langsam.

Langsamkeit

Ich bin normalerweise zügig unterwegs und versuche, alles möglichst schnell und effizient zu erledigen. Wenn ich durch die Stadt gehe, ist es eher ein Rennen und meinem 8-jährigen Sohn gehe ich mit meinem ewigen «Jetzt mach doch ein wenig schneller» wohl ziemlich auf die Nerven. Ja, so ging das meistens. Bis – du weisst schon. Und wenn nicht, kannst du es hier nachlesen.

Seit meiner Knie-Operation vor gut zwei Wochen bin ich an Krücken unterwegs und das noch für gut fünf Wochen. Ein Vollstopp! Da ich mein rechtes Bein fast nicht belasten darf, hat sich mein Leben deutlich verlangsamt. Und ebenso langsam habe ich mich daran gewöhnt. Ausser, dass ich Teller und Gläser auf dem Boden umherschieben muss, um im Wohnzimmer zu essen und nichts tragen kann. Oder mir zu Beginn Hosen und Socken nicht selbst anziehen konnte.

Langsamkeit heisst Achtsamkeit
Was ich aber schnell (!) festgestellt habe: Will ich nicht gleich nochmal einen Unfall hinlegen, muss ich deutlich achtsamer mit mir und in meiner Umgebung sein und mir zuerst überlegen, wohin ich will und was ich dahin mitnehmen möchte. Ich kann ja während dem Gehen meine Hände nicht benützen.

Ich sag dir, das ist entspannend! Es haben sich nämlich nicht nur mein Tempo und mein Körper verlangsamt, sondern auch mein Kopf und meine Gedanken. Kein Hetzen mehr, einfach schön ruhig. Und da ich auch nicht auf mein Handy schauen kann, wenn ich unterwegs bin, achte ich mich viel mehr auf das, was um mich rum ist.

Manchmal braucht es einen Tritt ans Schienbein, damit man Gewohnheiten ändert. Und manchmal auch mehr als das. Natürlich ist es teilweise sehr mühsam, nicht richtig Gehen und nichts Tragen zu können. Aber es hat auch seine positive Seite. Ich bin viel aufmerksamer und ruhiger geworden und bleibe das mindestens noch bis Ende Januar. Dann kann ich meine Krücken abgeben. Ich hoffe, die Achtsamkeit werde ich behalten.