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Kopfkino

Vor ein paar Jahren erzählte mir das Mami meines Sohnes am Telefon, dass die beiden aus unserem gemeinsamen Wohnort wegziehen werden. Nachdem ich das Gespräch beendet hatte, lief in meinem Kopf sofort ein Film ab. Werde ich ihn noch so oft sehen wie heute? Wird der Kontakt zu mir bleiben? Interessiert er sich dann noch für mich? Und wie wird es dann weitergehen? Tausend Gedanken brachen über mich herein und ich konnte mich überhaupt nicht mehr beruhigen.

So ging das noch eine Weile weiter. Ich war felsenfest davon überzeugt, dass es danach nie mehr so sein wird wie jetzt und sich dieser Umzug sehr negativ auf die Beziehung zwischen mir und meinem Sohn auswirken wird. Ich war richtiggehend in diesen Gedanken und Vorstellungen gefangen. Ein Hollywood-Streifen ist ein Seich dagegen.

Gedanken sind wie Wolken – sie kommen und ziehen weiter
Du kennst das sicher auch. Plötzlich hat sich ein Gedanke in deinem Kopf eingenistet und bleibt hartnäckig da. Das kann sehr anstrengend und energieraubend sein. Und dich ziemlich ausser Kraft setzen. Dein Geist hat eine unglaubliche Kraft und dabei ist es ein Irrtum zu glauben, dass du es bist, der denkt. Es denkt dich – und du hast keine Kontrolle darüber.

Während der Meditation geschieht genau dies. Gedanken kommen aus dem Nichts und verschwinden wieder. Dabei lerne ich, sie nicht festzuhalten, sondern gehen zu lassen. Das tönt jetzt natürlich einfacher, als es ist. Es passiert mir immer wieder, dass ich an einem Gedanken hängen bleibe und ihn weiterspinne. Sobald ich das aber merke, kehre ich mit meiner Aufmerksamkeit zu meinem Atem zurück und werde mir bewusst, dass dieser Gedanke im Kopf nicht die Realität ist. Und lasse ihn dann wie eine Wolke weiterziehen.

Du siehst, es ist nicht so einfach, darüber zu schreiben und es zu erklären. Um wirklich zu wissen, was während der Meditation mit den Gedanken passiert, gibt’s nur eines: Sich ein Kissen oder einen Stuhl schnappen und es tun.